© Gruppe Gut

Schallaburg im April 1597

Teurer Freund, 

gestern erreichte mich Euer Schreiben, dass Ihr nach der Zerstreuung des "hellen Haufens" wieder gut auf Schloss Freydegg angekommen seid. Mich grämt noch immer, dass wir zwischen den aufständischen Bauern und unserem Lehnsherrn Erzherzog Matthias nicht vermitteln konnten, aber vor allem dass es zu diesem schrecklich blutigenem Gemetzel in Sankt Pölten hat kommen müssen. 

Dank sei Euch nochmals für Euer Lob gesagt, als Ihr die Teufel hinter dem Papst unter den Arkaden im großen Hofe entdeckt habt. Es freut mich immer wieder, solche kleinen Geschichten wiederzufinden.

Langsam wird das Wetter beständiger. Solltet Ihr in Kürze die Freude verspüren mit mir in meinem neu errichteten Ballhaus zu trainieren, besucht mich bald wieder. 
Seid unbesorgt, die Zeit für körperliche Ertüchtigung wird auch mir bis dahin fehlen. Nach all den Reisen zu Verhandlungen und der Stationierung der Einheit Soldaten zum Schutz der Schallaburg muss nun einiges in den Büchern nachgetragen werden. Auch warten einige Freunde auf meinen Rat, denn viele Briefe blieben aufgrund der Bedrohung unebantwortet. In den nächsten Tagen werde ich also viel Zeit in meinem Arbeitszimmer verbringen.

Zudem treibt mich die Sorge um meine liebe Frau vermehrt in ihre Gemächer. Leider geht es ihr noch nicht besser. Der Husten macht sie schwach und fesselt sie nach wie vor ans Bett. Ich befürchte die kriegerische Bedrohung hat ihren Zustand noch verschlimmert. Doktor Hoser hegt wenig Hoffnung auf Genesung. Ich bete zu Gott, dass er mich meiner Gefährtin nicht beraubt und Gnade walten lässt. Werktags gehe ich deshalb nur sehr selten meinem Vergnügen nach.

Solltet Ihr vorbei kommen wollen, um mit mir zu spielen, würde ich mich sehr freuen.

Hochachtungsvoll,
Hans Wilhelm von Losenstein