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Gnädiges (Hunde-) Fräulein

Eine Sage von der Schallaburg

Zu jedem Schloss, das etwas auf sich hält, gehört auch eine Legende – eine mystische Erzählung, die einen Hauch von Geheimnis in die alten Mauern bringt. So ist es auch bei der Schallaburg. Hier erzählt man sich schon seit vielen Jahrhunderten die Sage vom sogenannten Hundefräulein. Und die geht so:

Sie wünschen sich eine mündliche Erzählung der Legende? Selina von der Schallaburg nimmt Sie mit an die vermeintlichen Schauplätze.

Schatten einer Burggeschichte

Eine tragische Sage von einst

© Rupert Pessl

Einst lebten zwei Brüder auf der Schallaburg. Die beiden vertrugen sich überhaupt nicht, und so kam es oft zu Streit und Zank. 

Das führte so weit, dass sich der Jüngere der Brüder ein eigenes Schloss vor den Toren der Schallaburg erbaute. Aber auch dadurch kehrte kein Frieden zwischen den beiden ein. 

Eines Tages kam es am Fuß der Schallaburg zu einem heftigen Streit, bei dem der Ältere den jüngeren Bruder erschlug. Am Ort der Tat stellte man ein Kreuz auf, um an die Gräueltat zu erinnern.

Der mörderische Bruder führte forthin ein noch wilderes, unbändiges Leben. Um sich von seiner schrecklichen Tat abzulenken, streifte er in wilder Jagdleidenschaft nahe der Schallaburg durch die Wälder. So kam er eines Tages auch wieder an der Stelle vorbei, wo er vor vielen Jahren seinen Bruder getötet hatte. In wilder Lust schoss er einen Pfeil auf das Kruzifix mit den gotteslästerlichen Worten: „Wenn ich sonst schon nichts getroffen habe heute, dich am Kreuz treffe ich!"

Da ertönte vom Kreuz her ein Schrei, und unmittelbar darauf brach ein furchtbares Gewitter samt heftigem Sturm los. Eilends flüchtete sich der wilde Geselle auf die sichere Schallaburg. 

Eine Terrakotenfigur mit Hundekopf.
© Martina Siebenhandl

Als er in den Hof ritt, eilte ihm die Dienerschaft mit einer schrecklichen Nachricht entgegen: Seine Frau habe soeben eine Tochter mit Hundekopf geboren. Er erkannte, dass dies die Strafe für seine Gotteslästerung war. Daraufhin verschwand er für immer und treibt seither in den Raunächten in den Wäldern der Schallaburg sein Unwesen.

Das bedauernswerte Mädchen selbst wurde zeitlebens an einem silbernen Kettchen in einem unterirdischen Gang zur Nachbarsburg festgehalten. 

Auch nach ihrem Tod im Alter von 21 Jahren fand die Seele der jungen Frau keine Ruhe: Wenn das Hundefräulein erscheint, so erzählt man sich, stirbt innerhalb von drei Tagen ein Burgbewohner.

Mythen zur Schallaburg

Die Geschichte vom Hundefräulein

Selina erzählt:

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Eine für unsere Ohren ziemlich wilde und brutale Geschichte. Bemerkenswert daran ist auch, dass sie seit so langer Zeit erzählt wird. Als 1570 bis 1580 der Arkadenhof mit den berühmten Terrakotten errichtet wurde, war diese Erzählung bereits bekannt. Denn eine der Büsten stellt das Hundefräulein dar. Zu sehen ist ein Hundekopf in der Kleidung einer Frau aus der Renaissancezeit mit Puffärmeln, hochgeschlossenem Kleid und typischer Kopfbedeckung von damals. Viele solcher Legenden haben einen historischen Kern – besonders, wenn sie so alt sind wie jene vom Hundefräulein. 

In diesem Fall wird vermutet, dass es sich um ein Mädchen aus der Familie der Losensteiner gehandelt haben könnte, das mit einer Spaltbildung im Gesicht geboren wurde. Welche historische Person tatsächlich hinter der Legende steckt, wissen wir freilich nicht.

Dunkelblaues Buch mit Aufschrift Schallaburg und golden schimmernden Verzierungen im  Vordergrund. Im Hintergrund gusseisernes Gitter.
© Schallaburg / Maren Waffenschmid