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Renaissance einst, jetzt & hier

Eine Ausstellung, die die Schallaburg zum Leben erweckt
nach einem Interview mit den Kuratoren Gabriele Rath & Robert Gander

Die Renaissance war eine Epoche des Wandels, der Kreativität und des Fortschritts. Sie fasziniert bis heute, ihre Ideen sind nach wie vor relevant. Die Ausstellung „RENAISSANCE einst, jetzt & hier" beleuchtet die Renaissance in all ihren vielfältigen Facetten – ausgehend von der Schallaburg selbst. Es ist eine Reise durch die renaissancezeitliche Welt des Niederösterreichischen Landadels und darüber hinaus. Eine Zeitreise, die die Gegenwart begreifbarer macht. 

Die Zusammenhänge zwischen Kunst, Wissenschaft und dem gesellschaftlichen Leben der Renaissance finden genauso Platz wie die Schallaburg als begehbare Vertreterin dieser spannenden Zeit. Mit faszinierenden Objekten, meisterhaften Gemälden und aufschlussreichen Einblicken lässt diese Ausstellung die Renaissance und das Schloss lebendig werden. Sie weckt ein neues Bewusstsein für eine der bedeutsamsten kulturellen Epochen der Geschichte. 

Der Mensch ist nicht nur, nach Auffassung der Renaissance, das Maß aller Dinge, er ist gleichsam das Modell für den Kosmos.
Leonardo da Vinci

Renaissance hier?

Weshalb eine Ausstellung zur Renaissance, und warum auf der Schallaburg?
Sonnenschirme im Großen Arkadenhof auf der Schallaburg bei Sonnenschein
© Rupert Pessl

„RENAISSANCE einst, jetzt & hier" entstand aus dem Wunsch, die Schallaburg als Ausdruck des Lebensgefühls und Denkens der Renaissance erlebbar zu machen. Das Renaissanceschloss ist selbst ein Symbol dieser Zeit und damit der ideale Schauplatz dieser besonderen Ausstellung. Durch gründliche Recherche und die Zusammenarbeit mit renommierten Fachmenschen wurde ein Ausstellungskonzept entwickelt, das einen umfassenden Einblick in die Welt der Renaissance im Niederösterreichischen Landadel ermöglicht. Die Ausstellung wurde mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail gestaltet. Sie verknüpft die Schallaburg und die Familiengeschichte der Losensteiner mit der großen Geschichte der Renaissance und ermöglicht so, die Bedeutung dieser faszinierenden Epoche neu zu entdecken. 

Neu ist auch: Diese Ausstellung erstreckt sich über das gesamte Schlossareal. Erstmals sind Orte zugänglich und werden Räume geöffnet, die bislang verschlossen oder unsichtbar waren – etwa der Kryptoportikus oder die Kapelle mit dem Grabmal von Hans Wilhelm von Losenstein. So nutzt die Ausstellung den reichen geschichtlichen Hintergrund der Schallaburg, um Ihnen ein tiefgreifendes Verständnis für die Bedeutung der Renaissance zu vermitteln – in Niederösterreich und darüber hinaus.

Alte neue Perspektiven

Renaissance: einst & jetzt

Die Ausstellung gliedert sich in ihren Haupträumen in drei große Hauptbereiche: 

  • Der Mensch im Mittelpunkt
  • Die Erforschung der Welt
  • Die Schallaburg als Renaissanceschloss

Der Rundgang beginnt mit einer Intervention, die Sie dazu ermutigen soll, über die Konstruktion von Geschichte nachzudenken. Diese Einführung öffnet neue Perspektiven und lädt gleichzeitig dazu ein, die Schallaburg mit anderen Augen zu betrachten.

Von Alchemisten und Gescheiterten:

Menschen der Renaissance

Die Renaissance war geprägt von einem neuen Selbstverständnis des Menschen, das von einer starken Individualität und einer wachsenden Anerkennung des persönlichen Tuns geprägt war. Die Ausstellung zeigt die Entwicklung des Selbstbildnisses und des Individualismus anhand von beeindruckenden Porträts und kunstvollen Darstellungen. 

Von Astronomie bis Buchdruck:

Die Erforschung der Welt

Ein weiteres großes Thema der Ausstellung ist die neue Sicht auf die Welt, die in der Renaissance ihren Anfang nahm. Die Renaissance war geprägt von einem gesteigerten Interesse an der Natur, den Naturwissenschaften und der Welt im Allgemeinen. Die Ausstellung lädt Sie ein, die großen Entdeckungen und Ideen dieser Epoche zu erkunden. Von Alchemie und den frühen Naturwissenschaften bis hin zu neuen Erkenntnissen in der Astronomie und Botanik: Faszinierende Objekte und Modelle verdeutlichen, wie die Renaissance das Verständnis von und die Neugierde auf die Welt revolutionierte. 

Schaustück der Renaissance

Die Schallaburg

Als eine der imposantesten Renaissancebauten Österreichs dient die Schallaburg als perfekter Schauplatz für die Ausstellung „RENAISSANCE einst, jetzt & hier". Mit ihrer eindrucksvollen Architektur und den vielen Geschichten dahinter verkörpert sie das Lebensgefühl und den Geist der Renaissance geradezu perfekt. Begeben Sie sich auf eine sppannende Zeitreise und betreten Sie eine Ausstellung, bei der die Schallaburg selbst zum Hauptexponat wird. 

Die Schallaburg repräsentiert auch den Landadel Niederösterreichs und ist eng mit der Geschichte der Losensteiner verbunden. Wie lebten die Menschen auf der Schallaburg, wie haben sie gewohnt und wie hat sich das im Laufe der Zeit verändert? Welche Bedeutung hatten die Kapelle oder die höfischen Feste und Spiele? Die Schallaburg gewährt als Ausstellungsobjekt einen tiefen Einblick in das Leben und Denken der Renaissance. Durch die Verknüpfung mit der regionalen Geschichte wird diese spannende Epoche nicht nur als übergeordnetes, europäisches Phänomen betrachtet, sondern auch in einem lokalhistorischen Kontext erlebbar. 

Exponate als Fenster in die Vergangenheit

Ein zentraler Aspekt der Ausstellung sind die sorgfältig ausgewählten Exponate. Sie sind Zeugnisse einer Zeit des Wandels sowie der Innovation und repräsentieren die hohe Kunstfertigkeit und das Streben nach Perfektion und Schönheit, die in der Renaissance vorherrschten. Von beeindruckenden Porträts und kunstvollen Intarsienarbeiten bis hin zu wissenschaftlichen Instrumenten und botanischen Werken – die Objekte erzählen Geschichten, machen neugierig und lassen die Vergangenheit lebendig werden. Besondere Highlights sind beispielsweise das Buchdruckerpressen-Modell aus dem evangelischen Diözesanmuseum Kärnten, die sorgfältig nachgebildeten Naturalien aus der Naturwissenschaft oder das Astronomicum Caesareum aus dem Stift Zwettl.

Von Astronomie bis Kunst: die Exponate

© Klaus Pichler

Das Astronomicum Caesareum ist ein außergewöhnlich kunstvoll gestaltetes Buch zur astronomischen Berechnung. Es ist nicht nur wunderschön und detailreich, sondern gilt auch als eines der bedeutendsten Werke seiner Art. Im 16. Jahrhundert entstanden, wurde es in sehr limitierter Auflage für die Kaiser hergestellt, etwa für Heinrich VIII. Das Astronomicum Caesareum zeigt detaillierte Abbildungen von astronomischen Messinstrumenten, mit denen man die Planetenbahnen berechnen und Horoskope erstellen konnte. Es steht beispielhaft für die Verbindung zwischen Wissenschaft und Kunst, die typisch für die Renaissance war, und vermittelt einen Einblick in das reiche Wissen und die Techniken dieser Zeit. Wunderbare, reich illustrierte Bücher gibt es auch von der Bibliothek des Stiftes Göttweig.
Ein Kunstwerk, das in der Ausstellung zu sehen ist, ist die Darstellung „Melencolia I" von Albrecht Dürer. Es gilt als das meistkommentierte Werk der Kunstgeschichte überhaupt. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Gemälden, Skulpturen und anderen Kunstwerken, die Einblick in die verschiedenen Facetten der Renaissance geben. 

  • © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • Lust auf eine Zeitreise?

    Abenteuer Geschichte

    Im Außenbereich geht das Entdecken weiter! Die Schlossanlage war ein Ort des gesellschaftlichen Lebens und reflektierte die kulturellen und intellektuellen Strömungen der Zeit. Die beiden renaissancezeitlichen Arkadenhöfe der Schallaburg sind eine Referenz auf die Antike. In der Ausstellung wird deutlich, welche antiken Bilder und Figuren sich die damaligen Bauherren zum Vorbild nahmen. Von der Pracht der Kapelle bis zur raffinierten Architektur des Studiolos: Die Grundtugenden und Kernelemente der Renaissance werden überall augenscheinlich. Die Verbindung zwischen Architektur, Räumlichkeiten und Objekten in der Schallaburg ermöglicht es Ihnen, die Atmosphäre der Renaissance zu erspüren und eine tiefere Verbindung zur Geschichte dieser Epoche herzustellen. Darum geht es auch im diesjährigen Familienprogramm, bei dem die Gäste selbst Teil der Geschichte werden können. Wer noch tiefer eintauchen möchte, kann das bei den Arkadenhof-Gesprächen tun. Experten und Spezialistinnen diskutieren hier über brennende Fragen, die bis in die frühe Neuzeit zurückreichen.

    Ist damals heute?

    Das Gestern spüren, um das Heute zu verstehen

    „RENAISSANCE einst, jetzt & hier" lädt dazu ein, die Schallaburg mit neuen Augen zu sehen. Sie beleuchtet die Renaissance ausgehend vom Niederösterreichischen Landadel auf der Schallaburg und schärft den Blick für die Veränderungen im Leben und Denken dieser Zeit. Gleichzeitig ermutigt sie dazu, sich mit den Ideen und Errungenschaften der Renaissance auseinanderzusetzen und zu reflektieren, welche Auswirkungen sie bis heute haben. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, um die Gegenwart besser zu verstehen.   

  • © Rupert Pessl
  • Ansicht des Hochturmes mit Graffito von der Schallaburg
    © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • Terrakottafiguren im großen Akadenhof.
    Die Terrakotten erzählen von dem Wissen und dem Wertegefühl der Adligen in der damaligen Zeit. © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • Stiegen der ehemaligen begrenzenden bauten des damaligen Turniergartens
    Hier befindet sich auch der Eingang zum Kryptoportikus. © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • © Rupert Pessl
  • Beim Klang des Wortes Renaissance sieht der Träumer vergangener Schönheit Purpur und Gold.
    Johan Huizinga (1872 - 1945), niederländischer Historiker